Elina Garanča sang am Opernball Wiens heimliche Hymne „Wien, Wien nur du allein“ eines vergessenen Komponisten.
Die Schöpfer beliebter Melodien tragen fast alle große Namen, die noch lange nach ihrem Tod in Ehrfurcht genannt werden.
Anders ist das bei Wiens heimlicher Hymne „Wien, Wien nur du allein“, deren Vortrag durch Elina Garanča zu den wenigen skandalfreien Höhepunkten des Opernballs zählte.
Der Komponist des Liedes hieß Rudolf Sieczynski, war Hofrat und ist längst vergessen.
Abgesehen von seiner Lebensgeschichte fällt mir noch eine kleine Anekdote ein, die mir der große Marcel Prawy einst anvertraute.
Herr Hofrat
Strauß, Lanner, Stolz, Johann Schrammel, Hermann Leopoldi – das sind die berühmten Wienerlied-Komponisten – aber wer war Herr Sieczynski, der das vielleicht populärste von allen geschaffen hat?
Nun, Rudolf Sieczynski, 1879 in Wien geboren, promovierte zum Dr. jur und brachte es zum Wirklichen Hofrat der Niederösterreichischen Landesregierung.
Doch den musisch begabten Beamten füllten die Amtsgeschäfte nicht aus.
Als er 1912 bei einem Ausflug vom Kahlenberg auf Wien blickte, fielen ihm Text und Musik zu „Wien, Wien nur du allein“ ein.
Ermutigt durch diesen Geniestreich schrieb er rund 100 weitere Lieder, die jedoch völlig unbekannt blieben.
Vergessen sind „In Grinzing, beim heurigen Wein“, „Die Liab und mein Zigarrl“ und all die anderen.
Wie populär sein einziger Schlager ist – der dann auch in viele Sprachen übersetzt wurde – zeigte sich beim Einzug der österreichischen Sportler bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki:
Da die finnische Kapelle nicht in der Lage war, die österreichische Bundeshymne zu spielen, wurde nach einem „Ersatzlied“ gefahndet.
Also intonierten die Musiker das einzige Wienerlied, das sie ohne Noten spielen konnten: „Wien, Wien nur du allein“.
Marcello
Als der trotz dieser Komposition weithin unbekannt gebliebene Hofrat im Februar 1949 seinen 70. Geburtstag feierte, gestaltete Marcel Prawy – damals US-Kulturbeauftragter in Wien – einen Beitrag über Herrn Sieczynski für die Wochenschau.
Der spätere „Opernführer“ besuchte ihn in seiner Wohnung und bat ihn, sein berühmtes Lied vor laufender Kamera am Klavier zu spielen.
Aber zu „Marcellos“ großer Verwunderung stellte sich heraus, dass der Herr Hofrat nicht Klavier spielen konnte!
Prawy wusste einen Ausweg: Er setzte den Komponisten an die Tasten seines Flügels – und legte sich zu dessen Füßen.
Halb kniend, halb am Boden liegend, spielte Prawy mit weit ausgestreckten Händen das populäre Lied.
In der Wochenschau hat das dann keiner bemerkt, man sah Herrn Sieczynskis Gesicht und Prawys Finger.
Das nur als kleiner Nachtrag zu Elina Garančas Verbeugung vor diesem Lied!
Georg Markus
Liebe Ilse!
AntwortenLöschenDas ist eine sehr interessante Geschichte. Solche Anekdoten mag ich sehr gerne. Besonders die, die Georg Markus schreibt.
Lieben Gruß
Poldi
Liebe Ilse!
AntwortenLöschenDeine Orchiedeen sind wunderschön! Ich mag sie ja auch so gerne und bin jedersmal erstaunt, wenn wieder eine anfängt zu blühen.
Der obige Beitrag ist sehr interessant zu lesen.
Elina Garančas ist eine tolle Frau und wunderbare Sängerin.
Liebe Grüße, Christa