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Teil 2



Als Leopold 1790 Kaiser wurde, ließ er Livia samt Sohn nach Wien kommen.
Er richtete ihr am Kohlmarkt eine Wohnung ein, und besuchte sie dort regelmäßig.
Doch bald fand Leopold in der Gräfin Wolkenstein eine neue Geliebte, was die Kaiserin zum Anlass nahm, der verlassenen Mätress ihres Mannes das Bedauern auszusprechen.

Für Leopolds illegitimen Sohn Luigi wurde auch nach dem frühen Tod des Kaisers gesorgt.
Leopolds Sohn, Franz II. nahm sich seines Halbbruders Luigi - der sich nun Ludwig von Grünn nannte - an, und ermöglichte ihm eine mittlere Beamtenkarriere.
Der Sohn des Kaisers brachte es bis zum Titular-Hofkonzipisten.

Zweimal wurde Wien von Napoleon besetzt, das erste Mal im Jahre 1805, vier Jahre später noch einmal.
Die Monate, in denen die französischen Truppen in der Stadt stationiert waren, wurden zur Blütezeit des erotischen Treibens und der Prostitution.
Zentrum des Gunstgewerbes waren die Bastei, an denen die leichten Mädchen ungeniert um ihre Freier warben.
Das Verlangen der Militärangehörigen war, wie in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen üblich, besonders groß.
Was hatten sie schon zu verlieren, einmal noch wollten sie ihren Trieben gehorchen, ehe sie auf dem "Feld der Ehre" dem Tod ins Auge blickten.
Der Justizreferent Johann Baptist Hietzinger beobachtete das sündige Leben in der besetzten Stadt mit Argwohn.
"Die Bastei gleicht einem Palais Royal", hielt er in seinem Tagebuch fest, "schon gegen sieben Uhr abends verlieren sich die anständigen Spaziergänger.
Galante Weiber, öffentliche Mädchen, Offiziere und Soldaten füllen den Platz.
Vor den Augen aller spielen sich Zärtlichkeiten ab."
Der Pariser Cadet di Gassicourt war hingegen ganz anderes gewohnt, und lobte "die Zurückhaltung, mit der die Wiener Nymphen zu Werke gehen, um die Gefühle der hier prominierenden Damen nicht zu verletzen".
Der nun regierende Kaiser Franz II. zeigte sich wesentlich prüder als sein Vater, sein Onkel und sein Großvater, wies er doch die Polizei an, "dem Verfall der Sitten mit aller Macht zu begegnen".

Mindestens so viel Lust auf Liebe wie seine Soldaten verspürte hingegen deren Anführer Napoleon.
Hatte er sich bei seinem ersten Wien-Aufenthalt noch zurückhaltend gegen, so schlug er vier Jahre später gleich zweimal zu.
Seine Herzensdamen hießen Maria Walewska und Victoria Kraus.

Der Korse hatte sich in Schönbrunn gerade häuslich eingerichtet, als seine Sehnsucht nach Zärtlichkeit erwachte.
Also schrieb er der schönen Maria Walewska , mit der ihn bereits zwei Jahre zuvor eine leidenschaftliche Affäre verbunden hatte, ein paar eindeutige Zeilen nach Warschau.
Die Gräfin zeigte sich hoch erfreut, verließ ihren fast fünfzig Jahre älteren Ehemann, reiste nach Wien, und war sich dem Kaiser der Franzosen an die Brust.

Ein paar Wochen später. im September 1809, meldete sie ihm, dass sie schwanger sei.
Napoleon war glückselig, hatte ihm seine Gemahlin Josephine doch eingeredet, er wäre "schuld" an der Kinderlosigkeit ihrer Ehe.
Nun wusste er, dass die zweifel an seiner Manneskraft unbegründet waren.

Doch als die Walewska Napoleons Kammerdiener die Worte "Nun gehöre ich ihm wirklich ganz" anvertraute, hatte sich der Kaiser in Wien schon eine zweite Schönheit angelacht, mit der er sich paralell vergnügte.
Bei einem Empfang in Schönbrunn war ihm Vicoria Kraus, Adoptivtochter eines hohen Wiener Beamten, begegnet.
Und was tut Gott?
Auch Victoria erwartete ein Kind!
Der Korse schickte daraufhin beide Frauen zur Entbindung nach Paris.

Allerdings dachte er nicht daran, einer von ihnen sein Herz zu schenken.
Sie wurden samt ihren "Wiener Kindern" verstoßen, und auch die Ehe mit Josephine neigte sich dem Ende zu.
Was zählt, war der Fortbestand der Dynastie durch einen Thronfolger.
Doch der musste Napoleon von "einer Frau aus königlichem Geblüt" geschenkt werden.

Kaiser Franz I. hatte sein "Tu felix Austria" gut gelernt, und gab demselben Napoleon, der eben noch sein Erzfeind war, seine 17-jährige Tochter Marie Louise zur Frau.
Diese hatte sich anfangs mit Händen und Füßen gegen den Korsen gewehrt, was kein Wunder war, ist ihr der Hass auf den "Emporkömmling Bonaparte" doch mit der Muttermilch eingeflößt worden.
Abgesehen davon, hatte sich Marie Louise gerade erst in den Erzherzog Franz von Modena-Este verliebt.
Doch ihr Protest half nichts, der Kaiser, vor allem aber sein mit allen Wassern gewaschener Außenminister gaben die Richtung vor.
"Kann man zwischen dem Untergang einer ganzen Monarchie und dem persönlichen Unglück einer Prinzessin wählen?" fragte Klemens Metternich, und gab selbst die Antwort, als Marie Louise am 11. März 1810 in der Wiener Augustinerkirche zur Hochzeit per procurationem, in Abwesenheit des Bräutigams als, erschien.
Die Vermählung war dennoch rechtsgültig, Frankreichs Kaiser und die Tochter des österreichischen Kaisers waren ein Ehepaar.

Gleich nach der Trauung reiste die neue Frau Bonaparte (die ihren Mann nie zuvor persönlich begegnet war) nach Paris.
Während sie unterwegs war, musste Napoleon schnell noch seine Mätresse Victoria Kraus mit einer hohen Summe abfinden.
Mit den österreichischen Sitten und Gebräuchen hatte sich Frankreichs Kaiser offenbar rasch vertraut gemacht, wurde Victorias Stiefvater doch vor ihrer Abreise aus Wien schnell noch zum Hofrat ernannt.

Napoleons Sohn mit Victoria wurde vom Wiener Ehepaar Megerle adoptiert.
Er brachte es später zum Abgeordneten im Reichsrat und verblüffte seine Gesprächspartner durch die frappante Ähnlichkeit mit dem Korsen.
Auch Bonapartes in Wien gezeugter Sohn mit der Gräfin Walewska machte Karriere, wurde er doch französischer Außenminister.

Was aber nach der Hochzeit mit Marie Louise geschah, glich einem Wunder.
Der 41-jährige Kaiser der Franzosen und die österreichische Erzherzogin verliebten sich ineinander.
"Ich bin fast beständig bei ihm, und er liebt mich inniglich, ich bin ihm auch sehr erkenntlich, und erwidere herzlich seine Liebe", schrieb sie ihrem Vater nach Wien, sobald sie erkannt hatte, dass ihr Ehemann "sehr gewinnt, wenn man ihn näher kennt.
Er hat so etwas Einnehmendes und Zuvorkommendes, dem man unmöglich widerstehen kann.
Ich bin überzeugt, dass ich zufrieden mit ihm leben werde."

Der ersehnte Thronfolger kam ein Jahr später als Napoleon II. zur Welt.
Doch das Glück währte nur kurz.
Marie Louise ging, als man den Kaiser 1814 in die Verbannung nach Elba schickte, mit ihrem Sohn nach Wien, und hatte ihren Mann nie wieder gesehen.

Gerade als Napoleon auf Elba saß, wurde über eine Neuordnung des Kontinents verhandelt.
Und zwar auf dem "Wiener Kongress", bei dem sicher auch getanzt, viel mehr aber noch geliebt wurde.
Monarchen und Diplomaten aus ganz Europa blieben mehrere Monate, und man sprach davon, dass in dieser Zeit "jede dritte Wienerin im passenden Alter den Kongressteilnehmern haupt - oder nebenberuflich zur Verfügung stand."
Im Mittelpunkt des Interesses im Liebeskarussel stand Russlands 34-jähriger Zar Alexander, der sich - obwohl von Gattin Elisabeth Alexjewna nach Wien begleitet - in die Fürstin Katharina Bagration verliebte.
Das war nur eine von zahllosen Affären, die in 232 Kongress-tagen (und vor allem Nächten) bekannt geworden sind.
Der Zar genoss das Leben an der Donau dermaßen, dass er zu Kaiser Franz gesagt haben soll:
"Es ist gut, dass Petersburg so weit entfernt ist.
Ich käme sonst alle vierzehn Tage hier her."

Die Wiener ergötzten sich am Klatsch, und stellten vor den wichtigsten Adelspalästen eigene "Wachposten" auf, um die illustren Liebschaften möglichst detailreich bereden zu können.
Es dauerte daher nicht allzu lange, bis sich herumgesprochen hatte, dass die Fürsten Metternich und Windisch-Graetz dieselbe Dame beglückten (nämlich die schöne Herzogin von Sagan).

Ganz im Sinne des "tanzenden" Kongresses weilten auch die berühmtesten Tänzerinnen ihrer Zeit in Wien.
Sie hießen Aimee Petite, Aumer und Emilia Bigottini
Keine Frage, dass alle drei bedeutende Verehrer fanden.
Die Aimee den Sohn des Staatskanzlers Kaunitz, die Aumer den Fürsten Trauttmansdorff und die Bigottini den Grafen Palffy.
Als die Affären der Balletteusen bekannt wurde, ließ der sittenstrenge Kaiser Franz die drei Aristokraten durch seinen Oberhofmeister ermahnen.
Für Palffy hatte die Liaison weitreichende Folgen:
Emilia reiste "mit einem Sohn, zu dem sich Franz Graf Palffy bekannte", wieder ab.
Er überließ der Mutter seines Kindes 100.000 Gulden und eine jährliche Apanage.


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